YouTube – City – Am Fenster (MDR 2015)

City Am Fenster Lyrik
Komp. Georgi Gogow

City Am Fenster Lyrik
Text: Hildegard Maria Rauchfuß
Die letzte Stophe ist im eigentlichen
Songtext nicht zu finden.
Einmal wissen,dieses bleibt für immer.
Ist nicht Rausch der schon die Nacht verklagt.
Ist nicht Farbenschmelz, noch Kerzenschimmer.
Von dem Grau des Morgens längst verjagt.
Einmal fassen, tief im Blute fühlen.
Dies ist mein und es ist nur durch dich.
Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen.
Dran ein Nebel schwer vorüber strich.
Einmal fassen, tief im Blute fühlen,
dies ist mein und es ist nur durch dich.
Klagt ein Vogel, ach, auch mein Gefieder
nässt der Regen, flieg ich durch die Welt.
Einmal wissen, dieses bleibt für immer.
Ist nicht Rausch, der schon die Nacht verklagt.
Ist nicht Farbenschmelz, noch Kerzenschimmer
von dem Grau des Morgens längst verjagt.
Einmal fassen, tief im Blute fühlen,
dies ist mein und es ist nur durch dich.
Nicht die Stirne mehr am Fenster kühlen,
dran ein Nebel schwer vorüber strich.
Einmal fassen, tief im Blute fühlen,
dies ist mein und es ist nur durch dich.
Klagt ein Vogel: ach, auch mein Gefieder
näßt der Regen, flieg ich durch die Welt,
flieg ich durch die Welt.
Einmal wirklich fassen und nicht wieder,
alles geben müssen, was man hält.
Klagt ein Vogel, ach, auch mein Gefieder
näßt der Regen, flieg ich durch die Welt.

 

Geschichte

1974 experimentierten die City-Mitglieder Georgi Gogow und Klaus Selmke mit bulgarischer Folkmusik, wobei Gogow eine Geige spielte, die der Onkel von Klaus Selmke der Band gestiftet hatte. Der damalige Sänger Emil Bogdanow brachte den 1970 erschienenen Gedichtband Versuch es mit der kleinen Liebe der Leipziger Schriftstellerin Hildegard Maria Rauchfuß (1918–2000) mit, der das Gedicht Am Fenster enthielt. Die Komposition entstand, und das Lied Am Fenster wurde auf Konzerten gespielt. Die DDR-Plattenfirma Amiga weigerte sich aber damals, das Lied für eine Single aufzunehmen, da es mit fast sieben Minuten länger als üblich war und die Geige als unpassend angesehen wurde. Später floh Bogdanow nach Schweden, weil er zum Militärdienst eingezogen werden sollte. Statt seiner kam Toni Krahl in die Band. Krahl studierte das Lied ein. Bei einer Probeaufnahme 1976 vergaß Krahl den Text der dritten Strophe und wiederholte die zweite Strophe. Die Tonbandaufnahme wurde an Moderatoren der Rundfunksendungen Beatkiste und Notenbude weitergegeben, die sie spielten. Die Aufnahme wurde so populär, dass sie für die Single ausgewählt wurde. Sie erschien 1977 bei Amiga mit der B-Seite Mein alter Freund, und im selben Jahr mit der B-Seite Traudl bei Telefunken in der Bundesrepublik Deutschland. Von der Amiga-Single wurden 100.000 Stück verkauft, die Pressung musste vier Mal wiederholt werden. Der Titel wurde in Diskotheken mehrmals an einem Abend gespielt.[1] Aufgrund des Erfolgs von Am Fenster durfte City fortan in Westdeutschland auftreten. 1978 erschien dort Am Fenster als Maxi-Single mit der B-Seite Aus der Ferne beim Plattenlabel Pool.

Dank der Initiative des westdeutschen Musikverlegers und Produzenten Peter Schimmelpfennig, der Amiga mit 25.000 DM unterstützte, erschien 1978 Am Fenster erstmals auf einer Langspielplatte.[2] Auf der Amiga-LP Am Fenster ist das Lied in einer 17 Minuten und 40 Sekunden langen Fassung zu hören, die aus den Teilen Traum, Tagtraum und Am Fenster besteht. Traum und Tagtraum wurden von Georgi Gogow komponiert. Der dritte Teil dauert rund zehn Minuten. In Westdeutschland und Griechenland wurde die gleiche LP unter dem Namen City I im selben Jahr veröffentlicht. Auf der 1980 erschienenen englischsprachigen City-LP Dreamer bzw. Dreamland war das Lied als Window mit einer Länge von sieben Minuten und 33 Sekunden vertreten. Eine kürzere Version von Window hat eine Länge von vier Minuten und drei Sekunden.

Auch in Griechenland war Am Fenster außergewöhnlich erfolgreich, offenbar dank griechischer Gastarbeiter oder Touristen, die das Lied in Griechenland bekannt gemacht hatten. City gewann dort 1978[3] oder 1981[4] als dritte ausländische Gruppe überhaupt eine Goldene Schallplatte. Das Lied wurde auf Zypern alle sechs Stunden als Hintergrundmusik der Kulturnachrichten eines Rundfunksenders verwendet.[5]

1987 wurde in Westdeutschland Am Fenster zusammen mit Hiroshima von den Puhdys auf einer Single von Teldec veröffentlicht. 1997 erschien das City-Best-Of-Album Am Fenster – Das Platin-Album. Insgesamt wurde es mehr als zehn Millionen Mal verkauft.[6]

In den Filmen Der Zimmerspringbrunnen und Der Turm wird Am Fenster als Filmmusik verwendet.

Beschreibung

City bestand zum Zeitpunkt der Aufnahme aus den Musikern Toni Krahl (Gesang), Georgi Gogow (Violine und E-Bass), Fritz Puppel (Gitarre) und Klaus Selmke (Schlagzeug).

Am Fenster dauert in der Originalversion 6 Minuten und 56 Sekunden. Das Lied ist in G-Moll komponiert und hat in der Gitarrenversion ausschließlich die Akkorde G-Moll und F-Dur.

Die LP-Version von Am Fenster enthält zwei Teile vor dem eigentlichen Lied. Traum beginnt mit dem leise gespielten Solo einer akustischen Gitarre, die in ostinate Akkordfolgen übergehen, die bis zum Ende von Traum anhalten. In diese stimmt nach rund einer Minute die Geige ein und lässt damit die Melodie des eigentlichen Liedes erahnen. Das Stück wird lauter, und die Geigenstimme erscheint zum Teil verzerrt. Schließlich sind zwei und mehr Geigenstimmen zu hören. Nach rund fünf Minuten erfolgt ein unvermittelter Abbruch.

Es folgt eine Klangcollage aus Weckerticken, Glockenläuten, Schritten, dem Öffnen einer Jalousie und eines Fensters, Besteck, das auf Geschirr gelegt wird, einem einzelnen Gitarrenton, unterlegt mit dem Spiel der Glocken. Die akustische Gitarre setzt vorsichtig ein, wie bei einer Probe, die Glocken werden ebenfalls zögerlich gespielt. Dazu hört man im Hintergrund Straßenlärm, wie an einem offenen Fenster. Eine Stimme summt leise und scheinbar unsicher die Melodie von Am Fenster. Später wird die Melodie kurz gepfiffen und die Gitarre spielt die Töne des Schlussakkords von oben nach unten. Währenddessen ist das Weckerticken immer noch zu hören.

Unmittelbar danach setzen Geige und eine keyboard-artig klingende E-Gitarre kraftvoll mit dem eigentlichen Lied ein. Anfangs ist auch das Ticken des Weckers noch zu hören. Wenig später spielt auch das Schlagzeug, treibend, aber leise und weitgehend auf dem gleichmäßigen Schlagen der Bass Drum beruhend. Schließlich beginnt der Sänger expressiv, mit leicht heiserer Stimme die ersten beiden, jeweils vierzeiligen Strophen. Danach singt er Silbenfolgen, zum Beispiel aus „na“ und „nei“ bestehend. Der Silbengesang wird lauter, bis erneut Geige, Gitarre und Schlagzeug allein übernehmen. Dabei setzt auch das Schlagzeug Akzente. Die Geige wird nun zeitweise pizzicato gespielt. Später wird sie wieder gestrichen und mit zahlreichen, teils elektronischen Effekten gespielt. Bei der Rückkehr zum Thema ist die Lautstärke hoch. Erst nach rund sechs Minuten setzt der Sänger mit der dritten Strophe ein. Anschließend folgt erneut Silbengesang und ein Wechselspiel von akustischer Gitarre und Geige. Die E-Gitarre spielt hier wieder das Ostinato. Abermals spielt die Geige mit elektronischen Effekten und kehrt dann mit der E-Gitarre zum Thema zurück. Der Sänger wiederholt die dritte Strophe und den Silbengesang, diesmal aber lauter. Er endet eine Sekunde oberhalb des Grundtons. Die Geige spielt noch einige Takte solo, bevor die drei Instrumente etwas unvermittelt den Schlussakkord setzen. Dabei spielt die Geige eine Quinte über dem Grundton.

Der von tiefer Melancholie und lyrischer Verschlüsselung geprägte Text handelt von einem Menschen auf der Innenseite eines Fensters, der sich nach bleibender, tief fühlender Liebe statt nach rauschhaften Erlebnissen sehnt. Er klagt über die schweren Seiten seines Lebens.

Versionen anderer Musiker

  • 1994 erschien eine englischsprachige Version des Songs von The Dostoyevskys als Single.
  • Das Lied wurde 2001 auch von Scooter in einer Techno-Version veröffentlicht.
  • 2003 wurde es von den Puhdys in einen Medley gemeinsam mit anderen bekannten DDR-Rocksongs verarbeitet und auf ihrem Album Undercover veröffentlicht.
  • 2003 erschien der Song von Martin Kesici auf dem Album Em Kay.
  • 2007 erschien der Song von Kapitulation B.o.N.n.[7]
  • 2007 erschien eine griechischsprachige Version der Band Nomisma auf dem Album Filika mit dem Titel Oneira.
  • 2013 wurde das Lied von Matthias Reim auf seinem Album Unendlich veröffentlicht.

NOMISMA-ΟΝΕΙΡΑ-AM FENSTER

Leida plays „Am Fenster“@ Colorado club Rhodes

Veröffentlicht am 04.03.2013

Leida plays „Am Fenster“@ Colorado club Rhodes
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Veröffentlicht am 17.08.2014

Matthias Reim – Am Fenster 2014

 

Platzierungen

Auszeichnungen

Ausgaben (ohne Kompilationen)

Singles

  • 1977: Am Fenster (Amiga)
  • 1977: Am Fenster (Telefunken)
  • 1978: Am Fenster (EPIC, Griechenland)
  • 1987: Am Fenster (Teldec)

Alben

  • 1978: Am Fenster (mit Traum und Tagtraum) auf Am Fenster (Amiga)
  • 1978: Am Fenster (mit Traum und Tagtraum) auf City I (Telefunken)
  • 1978: Am Fenster (mit Traum und Tagtraum) auf City I (EPIC)
  • 1980: Window auf Dreamer (Amiga)
  • 1981: Window auf Dreamland (Teldec-Pool)
  • 1981: Window auf Dreamland (EPIC)

Sonstiges

City spielten in Konzerten über 5000 Stunden Am Fenster (Stand 2011).[9] Das 2002 erschienene City-Album Am Fenster 2 enthält zwar nicht das Stück Am Fenster, jedoch heißt das erste Lied Flieg’ ich durch die Welt, wie die Schlusszeile von Am Fenster.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

 

5000 Stunden ‚Am Fenster‘, abgerufen am 26. Juli 2011